Hinterfragen

Ein nicht immer einfaches, doch essentielles Werkzeug um Veränderung zu bewirken, ist: Hinterfragen.

Wo wir uns erlauben, etwas zu hinterfragen, entsteht der Raum für neue Gedanken. Und aus diesem der für neue Handlungsweisen.

 

Dazu kann auch gehören, sich in Frage zu stellen, oder in Frage gestellt zu werden, was die Energie von Unsicherheit mit sich bringen kann.

Und unsicher fühlen wir uns in der Regel nicht gern.

Um neues zu erschaffen braucht es jedoch genau diese Bereitschaft: Für diese Art Unsicherheit, die natürlich ist, wenn wir uns auf neues Terrain wagen, unbekannten Boden mit unseren Füßen betreten.

Es ist ein Wesenszug von uns Erwachsenen, das wir erst Vieles auf Sicherheit abklopfen, schaun ob der Boden trägt. Das ist durchaus klug.

Zugleich braucht es den unbelasteten Geist, das spielerische und schöpferische – so wie ein Kind unerschrocken auf Neues zugehen.

Aus diesem unbelasteten, unvoreingenommenen Raum heraus, reichen sich uns Antworten, die nur jenseits des Vertrauten zu finden sind.

 

Für solch spielerisch-kreative Pfade im Denken und Handeln inspiriere ich gern als Künstlerin.

 

Der Tropfen auf den heißen Stein

Oder – Viele Tropfen ergeben einen Ozean

Eine Zeit wachsender Reize, Herausforderungen und Komplexität birgt das Risiko der Überreizung. Jeder Reiz geht mit der Wirkung einer Energie einher. So strömen im Laufe eines Tages unzählige Energien in uns, wirken auf unser System.

 

Tendenziell können wir von einer Reizüberflutung sprechen, ob an Bilderfluten, Geräuschkulissen, Informationsflut. Wie bei realen Fluten auch, bauen wir Schutzdämme, um uns vor einem Überfluten zu bewahren. Diese Dämme sind einerseits überlebenswichtig: Zugleich schieben sie sich zwischen und den lebendigen Puls von Leben, machen uns unerreichbar.

 

Dieses Abschotten als wichtiger Schutzreflex hält neben dem schädlichen Übermaß auch von uns ab was uns erreichen möchte. Im Ringen mit den Fluten haben wir auch den Blick für den Seeigel am Meeresgrund nicht mehr, ebenso wenig wie für das Funkeln des Meeres, den erhabenen Flug der Möwe.

 

Wen wir die Schönheit des Diamanten Erde wahrnehmen und genießen möchten, gilt es also einen Regler zu finden. Der dieses Übermaß an Sinnesreizen auf ein gesundes Maß reguliert.

 

Wir haben als Menschen ein sehr kraftvolles Instrument: Wahl.

Wir als Menschen können und dürfen wählen. Wie haben die Gabe der Differenzierung und die, zu empfinden, was uns gut tut oder nicht, uns stärkt, oder schwächt. Seltsamerweise nehmen wir in weiten Teilen schwächende Strukturen an und hin. 

Und wie sollte ein Geschwächter sich für etwas stark machen können!

 

Hier sehe ich all unsere Aufmerksamkeit und Wachsamkeit gefragt. Denn dieses (zu) Viele wird uns als Substanz, als Status, Wert, Wichtigkeit verkauft, während es vielleicht viel mehr zum Ziel hat die Mündigkeit und Handlungsfähigkeit zu unterwandern.

 

Wer von früh bis spät im Hamsterrad des Vielverdienens, viel Leistens steht, wird kaum die Kraft oder Bereitschaft finden, wahrzunehmen, was sich gerade abspielt, geschweige den sich für jemand oder etwas stark zu machen.

 

Da ist die Resignation in sich tragende Aussage ´bin ja eh nur ein Tropfen auf den heißen Stein´ die viel Wahrscheinlichere, als die, daß viele Tropfen einen Ozean ergeben.

 

Doch genau dazu will ich mit meiner Kunst beitragen:

Sich als einzigartigen Tropfen zu verstehen, der Teil dieses lebendigen, funkelnden Ozeans ist. Aus dem alles Leben geboren.

 

Iris Noerpel-Schneider

 

© Dezember 2018 

 


Buchprojekt "Kuh sucht Gentlemen"

Das Buch ist eine Weiterführung meiner Sicht von Leben: Das kostbarste Gut ist für mich weiterhin die Natur. Ohne dieses Wunder-Werk hätte selbst die machtvolle Kraft der Liebe keinen Entfaltungsraum. Wir dürfen davon ausgehen, daß im kleinsten Detail eine tiefe Bewandtnis liegt. Selbst das Wegnehmen – scheinbar – kleinster Einheiten bringt das große Ganze durcheinander. Die Eingriffe in die natürlichen Systeme gehören daher zu dem, was Menschen mit größter Obhut bedenken und erspüren sollte.

 

Iris Noerpel-Schneider

November 2018